Reisebranche geht in Hamburg an Bord

Die Gastgeber-Orte der wichtigsten Veranstaltung im Jahr für die Touristik-Industrie waren in der Vergangenheit schon überaus vielfältig. Das Spektrum für die DRV Jahrestagung reichte von Berlin bis ins ferne Südkorea. Auf einem Schiff war die Veranstaltung jedoch noch nie zu Gast. Wenngleich die MS Artania von Phoenix Reisen nicht ablegte, sondern die zwei Tage komplett im Hamburger Hafen weilte: Als Tagungsort eignete sie sich hervorragend. Waren die Gäste in den vergangenen Jahren über viele Hotels verteilt, fand sich die Branche 2019 komplett unter einem Dach. Das machte es ungewohnt leicht, sich mit Kollegen, Partnern und Journalisten zu treffen.

Was das Programm anging, standen die essentiellen Themen der Zeit auf dem Programm. Natürlich ging es bei den Panels und Diskussionen um Nachhaltigkeit und Flugscham – natürlich um Digitalisierung und die Vertrauenskrise für die Veranstalterreise, nicht zuletzt als Folge der spektakulären Thomas Cook-Insolvenz im vergangenen Sommer. Allerdings, so war von vielen Teilnehmern zu hören: So richtige Lösungsansätze und Best Practice-Beispiele ließen sich eigentlich nicht wirklich mitnehmen. Vielmehr fielen viele Formulierungen wie „man sollte“, „wir könnten“ oder „wir müssen alle mithelfen.“ Höhepunkt im Programm war der Auftritt von Gregor Gysi, der im Interview mit dem DRV-Geschäftsführer in seiner gewohnt eloquenten Art schnell mal vom sprichwörtlich Hundertsten zum Tausendsten kam. So leitete der ehemalige DDR-Bürger, dessen erste Auslandsreise nach der Wende übrigens in die französische Hauptstadt Paris führte, fast unbemerkt vom Ende der DDR zu charmanten Tipps für eine gelungene Ehe über. O-Ton: „Sie dürfen nicht immer jeden Kampf mit Ihrem Partner gewinnen. Sie müssen auch mal eine Niederlage einbauen. Das wirkt Wunder.“ Bei den Zuhörern kam der Gysi-Talk überaus gut an.

Eine gute Figur machte auch das Schiff – die MS Artania, die viele Gäste aus der TV-Sendung „Verrückt nach Meer“ kennen. Kein Wunder, dass beim Dinner des zweiten Abends so mancher ein Selfie mit Kapitän Morten Hansen wollte. Das Schiff wurde bereits in der Mitte der 80er Jahre gebaut, zeigt sich nach seiner Renovierung aber deutlich frischer als gedacht. Service und Essen überzeugten den Großteil der Tagungs-Teilnehmer. Recht beeindruckend fand ich persönlich den sparsamen Umgang mit Plastik und Verpackung. Produzierte der letztjährige Gastgeber Kalabrien 2018 noch Unmengen von Flaschen und Bechern, wurde Kaffee an Bord der MS Artania durchweg in Porzellan-Tassen oder essbaren Waffelbechern gereicht. Für Wasser standen gesponserte Thermosflaschen zur Verfügung, die sich nach Belieben an Spendern nachfüllen ließen und den Inhalt auch nach Stunden schön kalt hielten.

 

Nicht zuletzt wurde in diesem Jahr turnusmäßig gewählt. Präsident Norbert Fiebig wurde in seinem Amt bestätigt. Eine bedeutende neue Personalie ist Ute Dallmeier, die künftig die Rolle des Finanzvorstands übernimmt. Man darf gespannt sein, wohin es die Branche im kommenden Jahr verschlägt. Eines halte ich für ziemlich sicher: Die Zeiten, in denen es die DRV-Jahrestagung an ferne Orte wie Südkorea, Ras-Al-Khaimah oder Abu Dhabi zog, dürften wohl endgültig vorbei sein.