Kunst-Cocktail & Cocktail-Kunst im Restaurant Fritz & Felix: Barchef Benjamin Schreiber kreiert eigenen Cocktail für die Ausstellung Digital Dreams im Kurhaus Baden-Baden

Baden-Baden, 05. August 2020 (w&p) – Maler zaubern mit Pinseln, Barkeeper mit Zutaten – und viele moderne Künstler zaubern inzwischen Kunstwerke aus Daten. Was Künstler früher durch reine Handwerkskunst erschaffen haben, wird heute von künstlicher Intelligenz um eine neue Dimension erweitert. Und regt andere Künstler wieder zu neuen Kreationen an. So hat sich Benjamin Schreiber, Barchef im Restaurant Fritz & Felix, von der Ausstellung Digital Dreams des Medienkünstlers Refik Anadol zu dem neuen Cocktail-Kunstwerk The Cloud inspirieren lassen.

„Die Ausstellung Digital Dreams im Kurhaus Baden-Baden hat mich sehr beeindruckt“, sagt Benjamin Schreiber. „Sie zeigt faszinierende Datenskulpturen und -gemälde aus Pixelströmen, bei denen mit Hilfe eines Algorithmus beispielsweise Erinnerungen in sichtbare Kunst verwandelt wurden. Ich wollte unbedingt einen Drink kreieren, der diesen Datenskulpturen nachempfunden ist.“

Sein Drink The Cloud besteht aus einem fein abgestimmten Mix aus Magellan Blue Gin, Italicus Bergamottenlikör, Anchan Blue Tea Sirup (auch bekannt als „Butterfly Pea Tea“) und Limettensaft. Serviert wird der neue Kunst-Cocktail im Fritz & Felix mit einer selbstgemachten Wolke aus Zuckerwatte, separat dazu etwas Limettensaft. Der Cocktail erinnert dadurch optisch an die Datenskulptur Bosphorus aus der Ausstellung. „Durch die Zugabe des Limettensaftes verändert sich die Farbe von Blau zu Violett, da der Anchan Tee auf die Veränderung des pH-Wertes reagiert“, erklärt Benjamin Schreiber. „Zusätzlich wird der süße Drink dadurch ausbalanciert.“

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Cocktail-Mixen ist also eine Kunst für sich. Benjamin Schreiber verrät im Interview dazu einige Geheimnisse seines Handwerks:

Was hat aus Ihrer Sicht Cocktail-Mixen mit Kunst zu tun?
BS: „Ein guter Cocktail ist wie ein Kunstwerk. Wie jedes Kunstwerk, kann auch ein Cocktail Menschen begeistern, sowohl optisch als auch geschmacklich.“

Was unterscheidet einen Standard-Cocktail von einem kunstvollen Drink?
BS: „Klassische Cocktails wie eine Piña Colada gibt es in so ziemlich in jeder Bar der Welt, wenn auch meist sehr unterschiedlich zubereitet. Eigenkreationen oder Signature Drinks sind hingegen Unikate, welche oft sehr aufwendig zubereitet werden und nicht einfach kopiert werden können.“

Was sind die besten Tricks, um aus einem Cocktail ein Kunstwerk zu machen?
BS: „Zum einen dem Drink eine Persönlichkeit geben – auch beim Mixen ist ‚Storytelling‘ wichtig. Zum anderen sollte der Drink natürlich ansprechend aussehen und geschmacklich überzeugen. Und was Dekoration und Präsentation angeht, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Hier kann man sich als Barkeeper kreativ austoben.“

Was inspiriert Sie zu neuen Drink-Kreationen – abgesehen von spannenden Ausstellungen?
BS: „Das Reisen in ferne Länder und andere Kulturen inspirieren mich sehr. Oft lernt man hier unbekannte Produkte oder Techniken kennen. Diese probiere ich dann zuhause aus und adaptiere das eine oder andere für meine eigenen Drinks.“

Wo liegen für Sie die Gemeinsamkeiten von Barkeepern und Künstlern?
BS: „Die Gemeinsamkeiten liegen darin, dass man oft mehrere Wochen oder Monate an einem ‚Kunstwerk‘ arbeitet, bis das Ergebnis perfekt ist. Und man ist natürlich stolz auf seine Kreationen, die bei anderen Menschen Freude und Begeisterung bewirken können.“

Welche Zutaten sind die größte Herausforderung für einen gelungenen Cocktail?
BS: „Die leider oft vernachlässigten Produkte wie Zuckersirup, Citrus-Säfte oder Eis bilden unsere tägliche Basis für gelungene Cocktails. Wir achten hier immer auf die höchste Qualität bei den Produkten: Zuckersirups sollten, wenn möglich, immer selbstgemacht sein, Citrus-Säfte frisch gepresst und das Eis von bester Qualität. Man sollte also nach Möglichkeit auf Fertigprodukte verzichten.“

Welcher Cocktail oder auch Cocktail-Klassiker ist für Sie echte Kunst?
BS: „Der Negroni ist für mich ein absoluter Klassiker und ein echtes italienisches Kunstwerk. Trotz seiner vermeintlich einfachen Zubereitung aus drei gleichen Teilen (Gin, Vermouth, Aperitif Bitter) können einem hier unzählige Fehler passieren. Aber eben genau das macht diesen Drink unfassbar spannend und variabel im Geschmack.“