Kitzbühel (w&p), 11. April 2019 – Ostern in Kitzbühel ist mehr als nur gelebte Tradition: Liebevoll bemalte Ostereier, inspirierender Blumenschmuck und aufwendig gestaltete Dekorationen bestimmen zu dieser Jahreszeit das Bild der Gamsstadt. Brauchtum und Tradition nehmen in Kitzbühel einen besonderen Stellenwert ein und werden von den Einwohnern mit großer Leidenschaft gelebt und gepflegt.
Der Tiroler Lebensrhythmus ist bereits seit Jahrhunderten mit dem Lauf des katholischen Kirchenjahres eng verbunden. Auch heutzutage sind viele kirchliche Traditionen nach wie vor fest im Brauchtum verankert und werden nur hier, in Kitzbühel, gelebt. Die Kitzbüheler pflegen das traditionelle Palmbuschenbinden, die Grabwache oder auch das Aufstellen der Fastenkrippen.
Der Palmbuschen: Mehr als nur Oster‐Dekoration
In Kitzbühel und in vielen Teilen Tirols gibt es am Palmsonntag, also schon eine Woche vor Ostern, einen ersten feierlichen Höhepunkt: die Palmprozession. Vor allem Kinder und Jugendliche besuchen den Gottesdienst mit sogenannten Palmbuschen oder Palmstangen, um die grün‐bunten Sträuße weihen zu lassen. Traditionellerweise tragen die Jungen die Palmstangen, die bis unter das Kirchendach reichen können, und die Mädchen die Sträuße. Die Palmbuschen werden nach der Weihe unter das Dach gelegt oder in den sogenannten Herrgottswinkel – ein christlich gestaltetes Zimmereck in Wohnungen und Häusern – gehängt, um das Haus und die Familie vor Unheil zu bewahren. Die Tradition des Palmsonntags geht auf den Einzug Jesu in Jerusalem zurück, wo er mit Palmzweigen freudig begrüßt wurde.
Angefertigt werden die Palmbuschen in der Region. Die Tradition des Osterbuschenbindens wird von Generation zu Generation weitervererbt. Eine genaue Vorschrift für das Binden gibt es nicht. Essenzielle Bestandteile, die einen Strauß zu einem Palmbuschen machen, sind jedoch ein stabiler Stock aus Holz, Zweige von einem Buchsbaum, ein paar Weidenkätzchen – auch Palmkätzchen genannt –, Blumendraht, Klebestreifen und buntes Krepppapier. Die grüne Farbe und die Palmkätzchen gelten als Zeichen der Hoffnung und stehen für Aufbruch zu Neuem.
Die Grabwache am Karsamstag: Sechs Stunden lebendige Tradition
Der Altarraum der Kitzbüheler Pfarrkirche verwandelt sich jedes Jahr am Karsamstag für wenige Stunden in eine steinerne Landschaft. Ein großer Fels in der Mitte, direkt vor dem Altar, symbolisiert das Grab Jesu Christi. Am Karsamstag treffen sich Mitglieder von sechs Kitzbüheler Traditionsvereinen, um das Grab zu hüten.
Ursprünglich stammt die Tradition der Grabwache aus der Heiligen Schrift. Übermittlungen zufolge wurde nach dem Tod Jesu Christi das Grab von Römern bewacht, um zu verhindern, dass der Leichnam Jesu Christis von seinen Jüngern gestohlen wird. Symbolisch übernahm die Tradition der Grabwache in Kitzbühel die Kitzbüheler Schützenkompanie. In den 1970er Jahren wurde diese Ostertradition jedoch von dem damaligen Pfarrer abgeschafft, da er den Brauch nicht für zeitgemäß hielt.
Um die biblisch bekundete Situation der Grabwache auch heute in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen, führte der neue Pfarrer im Jahr 2010 die Tradition auf seine Initiative hin wieder ein. Die Kaiserjäger, die Schützenkompanie, der Trachtenverein, der Verein der Südtiroler, die Gilde und der Kameradschaftsbund – alle in ihrer Tracht beziehungsweise Uniform – teilen die Grabwache seitdem auf. Von 09:00 Uhr bis 15:00 Uhr wechseln sich die Vereine im halbstündigen Intervall ab.
Fastenkrippen: Geschichte im Kleinformat
Als Pendant zu Weihnachtskrippen wurden im 19. Jahrhundert in Tirol Fastenkrippen sehr beliebt. Sie stellen nicht nur die Geburt Jesu Christis in Bethlehem dar, sondern die wichtigsten Stationen seines Leidensweges. Je nach Größe beginnen die Krippen mit dem Einzug in Jerusalem und enden mit Jesu Tod am Kreuz oder seiner Grablegung. Die schönsten Fastenkrippen Kitzbühels werden jährlich zu Ostern im Café Praxmair ausgestellt.
Alle Veranstaltungen rund um Ostern in Kitzbühel finden Sie hier.