Sonnencreme unter Verdacht:

Selten zuvor war die öffentliche Sensibilität für die touristischen Auswirkungen auf die Umwelt derartig groß wie aktuell. Neben Plastik in den Meeren sowie dem CO2-Fußabdruck durch Flugzeuge und Kreuzfahrtindustrie gelangt ein weiteres Thema zunehmend in die mediale und öffentliche Debatte. Die Rede ist von Sonnencreme.

Schlagzeilen machte kürzlich ein Kreuzfahrtschiff vor der Insel Mallorca, das große Mengen Pool-Wasser und damit Sonnenschutzmittel ins Meer leitete. Umweltschützer schlugen daraufhin Alarm und wiesen auf die schädliche Wirkung für Flora und Fauna der Unterwasserwelt hin. Fast zeitgleich gingen Meldungen um die Welt, Hawaii und der südpazifische Inselstaat Palau würden innerhalb weniger Jahre die Einfuhr von Sonnencremes mit bestimmten Inhaltsstoffen verbieten. Auch Key West und Staaten der Südkaribik wollen in eine ähnliche Richtung gehen. Sie fürchten insbesondere Schäden für Meeresriffe. Immerhin, so Experten, gelangen jährlich rund tausende Tonnen der Substanz in die Meere, was angesichts der Weite von Ozeanen wenig klingt, aber spürbare Auswirkungen hat.

Nach der Gewissensfrage rund ums Fliegen und Seereisen sehen sich Reisende daher mit einer weiteren Moralfrage konfrontiert. Gleichzeitig befassen sich Medien und Ratgeber zunehmend mit der Frage, wie und ob die Cremes unserem Körper schaden. Prinzipiell unterscheidet man zwei Arten von Sonnenschutz. Die eine Gruppe wandelt UV-Strahlung vereinfacht gesagt chemisch in Licht und Wärme um. Die andere Gruppe basiert dagegen auf mineralischen Filtern wie Titandioxid oder Zinkoxid, die die Strahlung reflektieren, streuen und absorbieren. Einst bedeutete die zweite Variante für den Anwender, dass er von oben bis unten weiß war (Nutzer mancher Bio-Cremes kennen den Effekt auch heute noch). Die Partikel wurden irgendwann deutlich kleiner und der unerwünschte Nebeneffekt blieb zunehmend aus.

Allerdings fürchten Kritiker heute, dass die Nano-Teilchen in den Körper bzw. ins Blut gelangen. Ganz sicher scheinen sie sich nicht.

Wie kann man sich also „politisch korrekt“ eincremen und gleichzeitig Risiken für die Gesundheit vermeiden? Ratgeber-Artikel empfehlen zu meiner Überraschung tatsächlich immer öfter, einfach die Kleidung anzubehalten. Gehen wir also auf ein Zeitalter puritanischer Sitten am Strand zu? Kommt die noble Blässe womöglich wieder in Mode?