Seilbahn ist die neue U-Bahn – Ein Verkehrsmittel wird zunehmend Teil des städtischen Nahverkehrs

Man muss nicht zwangsweise nach unten graben: Das ist immer häufiger das Motto von Städteplanern, die auf der Suche nach neuen Transportwegen für eine wachsende Bevölkerung der Metropolen sind. Erst kürzlich hatte man in der bayerischen Landeshauptstadt München verkündet, im Norden der Isar-Metropole zeitnah eine Seilbahn über den Frankfurter Ring gleiten zu lassen. Die Idee ist anderorts schon sehr etabliert. Besonders in Südamerika macht diese Art von städtischem oder urbanem Transport immer häufiger Schule.

Das größte Netz seiner Art gibt es zwischen La Paz und der Nachbarstadt El Alto. Für die Hauptstrecke benötigt die Bahn nur etwa 15 Minuten. Wer die wenigen Straßen zwischen den beiden Endpunkten nutzt, braucht rund vier Mal so lang. Künftig soll das Netz sogar auf insgesamt elf Linien ausgebaut werden. Seit Jahren baut auch das kolumbianische Medellín sein Netz an Gondelbahnen aus. Alleine seit 2016 konnten durch ihren Einsatz rund 20.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.

Ein wahres Leuchtturm-Projekt ist auch Mexicable in Mexikos Hauptstadt Mexico City, die dazu dient, einen Seilbahn-Service in ein größeres öffentliches Verkehrsmittelsystem zu integrieren. Der erste Teil wurde bereits 2016 im Stadtteil Ecatepec de Morales eröffnet. Und auch das venezolanische Caracas verfügt mit „Metrocable“ über ein in das Netz von Metro Caracas integriertes System von Seilbahnen, das die bergigeren Gegenden der Metropole mit dem Zentrum verbindet. Zwei Gondelbahnen und eine Standseilbahn fungieren als Zubringer für die U-Bahn.

Dass diese Form von Transport gerade in Lateinamerika so beliebt ist, kommt nicht von ungefähr. Im Vergleich zu langwierigen Untergrundarbeiten für neue Metro-Linien ist der Bau vergleichsweise günstig. Neue Straßen bedeuten in dicht besiedelten Gebieten meist den Abriss zahlreicher Häuser. Zudem lassen sich die Systeme in der Höhe auch mit kleinen Fahrt-Beträgen durch Passagiere rentabel betreiben – die genannten Städte sind schließlich alles andere als reich. Nicht zuletzt sprechen Umweltaspekte für die „luftige“ Lösung.

Aber auch an anderen Orten der Welt gehören Seilbahnen zum öffentlichen Verkehrsnetz – so zum Beispiel in Algeriens Hauptstadt Algier – quasi der Urmutter der städtischen Seilbahn. Dort gibt es gleich fünf Exemplare, deren älteste Linie bereits 1956 in Betrieb genommen wurde. Die jüngste kam erst von fünf Jahren hinzu. Die Strecken erleichtern die Erschließung der steilen Hänge über der Bucht, auf denen die Stadt gebaut wurde. Einen Plan für eine drei Kilometer lange Route gibt es im französischen Toulouse, wo eine Seilbahn künftig das Uni- und Klinik-Viertel Rangueil an den Nahverkehr anbinden soll. Pro Tag ist der Transport von 7.000 Passagieren vorgesehen. Und auch in Deutschland ist München keineswegs die einzige Metropole, die über schwebende Konzepte nachdenkt.

Am anderen Ende der Welt führt in Taiwans Hauptstadt Taipeh seit 2007 eine vier Kilometer lange Strecke in fünf Abschnitten mit sechs Stationen zum Eingang des Zoos außerhalb der Stadt. Stolze 24.000 Gäste sind täglich auf der Route unterwegs. Anders als zum Beispiel in La Paz ist die Seilbahn auch eine echte Touristen-Attraktion – nicht zuletzt, da die Böden aus Glas bestehen und schwindelerregende Blicke in die Tiefe gewähren. Das dürfte in München zumindest nicht der Fall sein…