E-Scooter: Hoffnungsträger des Umweltschutzes oder Lebensgefahr auf zwei Rädern?

E-Scooter dürfen seit letztem Wochenende auf deutschen Straßen fahren. Kollegin Klara stellt sich die Frage, welche Folgen der Roller-Hype nach sich ziehen könnte.

An E-Scootern scheiden sich die Geister. Für die einen sind die Tretroller mit elektrischem Antrieb eine umweltfreundliche und vor allem komfortable Alternative, um schnell an ein Ziel zu kommen. Für andere sind sie ein gefährlicher Störfaktor im ohnehin schon überlasteten städtischen Verkehrstreiben.

Erste Experimente auf deutschen Straßen scheinen Hoffnung zu machen: Ein Feldtest in der oberfränkischen Stadt Bamberg liefert positive Ergebnisse. Die Nachfrage war hoch, alle Roller schnell im Dauerbetrieb und das ohne auch nur einen einzigen Zwischenfall. Wirft man einen genaueren Blick auf die Resultate, stolpert man allerdings schnell über die Zahl der Scooter im Einsatz: Es waren nur 15. Schwerlich ein repräsentatives Ergebnis.

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Während unter der Verkehrslast ächzende Großstädte einer Entlastung der Straßen durch E-Scooter entgegenfiebern, verweisen Skeptiker gerne auf den Fall San Francisco. Die kalifornische Stadt erhielt bereits einen kleinen Vorgeschmack auf die dunkle Seite der Elektroroller. Im Zuge einer Nacht-und Nebelaktion tauchten sie in tausendfacher Ausführung in der Innenstadt auf. Herbeigeschafft von Verleihfirmen dominierten die neuen Verkehrsteilnehmer in den kommenden Tagen zunehmend das Stadtbild. Bald wusste niemand mehr, wohin mit den überschüssigen Scootern. Achtlos zurückgelassen versperrten sie Ausfahrten, Bürgersteige und vermüllten Rasenflächen.

Das Wetteifern diverser E-Scooter-Verleiher um die Vorherrschaft auf dem Markt trieb die Roller in zu hohen Stückzahlen in die Innenstadt. Ganz ähnlich sieht die Lage in Paris aus. Die französische Hauptstadt zählt derzeit rund 20.000 Scooter auf ihren Straßen. Mit schwerwiegenden Folgen: Anfang Juni kann es zu einem fatalen Unfall. Der Zusammenstoß mit einem LKW forderte das Leben eines 25-jährigen Mannes.

Die Probleme in San Fracisco und Paris haben einen gemeinsamen Nenner: eine fehlende Reglementierung. Darin könnte die Lösung des Scooter-Problems liegen. Seit dem 15. Juni dürfen die Roller offiziell auf deutschen Straßen fahren. Unter Einhaltung diverser Vorschriften. Ausgenommen sind Kinder unter vierzehn Jahren. Außerdem sind Gehwege eine No-Go-Area für alle E-Roller-Enthusiasten. 

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Denn auch in Deutschland machte das Unfallpotenzial der E-Roller in den vergangenen Wochen immer wieder Negativ-Schlagzeilen. Und dass, obwohl sie auf den heimischen Straßen noch immer eine Seltenheit unter den Fortbewegungsmitteln sind. Ändern wird sich dieser Exoten-Status auch hierzulande wahrscheinlich mit dem kommerzialisierten Verleih durch spezialisierte Firmen.

In Berlin bieten Verleihfirmen seit dem Wochenende ihre Dienste an. München wappnet sich für die Ankunft der Scooter Mitte Juli. Wie so oft gibt es sowohl positive, als auch negative Beispiele, wenn aus einer neuen Idee greifbare Realität wird. Unabhängig davon, wie man zu den Rollern steht, scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis sie nicht mehr aus dem Straßenverkehr wegzudenken sind.

Klara Linde